Gedenkstättenfahrt 2019: Auf den Spuren der Stasi-Verbrechen

Hier berichten wir über unsere viertätige Studienfahrt, die uns Anfang November nach Berlin führte.

Wir fahren im November nach Berlin, um gemeinsam der Stasi auf die Spur zu kommen und uns mit ihren Hintergünden auseinanderzusetzen. In den 4 Tagen besuchen wir verschiedene Orte der Stasi Verbrechen, wie beispielsweise das alte Ministerium für Staatssicherheit oder das alte Stasigefängnis. Bei einem Vortreffen besprechen wir die einzelnen Stationen genauer und bei einem Nachtreffen werden wir gemeinsam über unsere Eindrücke und Erfahrungen in Teamsitzungen der Abenteuerkiste berichten. Um auch mit der Öffentlichkeit die Eindrücke zu teilen, werden wir sie in einer Ausstellung mit Texten und Bildern festhalten.

Rahmendaten

  • Termin: 7. bis 10. November 2019
  • Abfahrt: am 7. November um 8.23 Uhr am Bahnhof in Greven
  • Ankunft: am 10. November um 21.45 Uhr am Bahnhof in Greven
  • Zielgruppe: Jugendliche ab 15 Jahren
  • Ort: Jugendherberge Berlin Ostkreuz (drei Übernachtungen)
  • Kosten: 50 Euro

Vortreffen

Beim Vortreffen haben wir uns mit dem Thema der Gedenkstättenfahrt „Der Stasi auf der Spur“ beschäftigt. Die Fragen, was die Stasi ist und was sie macht wurden geklärt. Auch haben wir die Stasi kurz unter geschichtlichem Hintergrund beleuchtet, um sie in die Nazizeit besser einordnen zu können.

Neben der Beschäftigung mit dem Inhalt der Gedenkstättenfahrt haben wir uns beim sogenannten Worldcafe mit dem Programm der Fahrt und den Wünschen der Teilnehmer für das Wochenende beschäftigt.

Um besser nachvollziehen zu können wie die Stasi früher gearbeitet hat, haben wir den Spielfilm „Das Leben der Anderen“ geguckt.

Tag 1: Guten Tag Berlin

Heute Morgen, am 7. November 2019, um 8 Uhr haben sich 16 müde Jugendliche am Bahnhof in Greven getroffen. Von dort aus ging es mit dem Zug zum Berliner Hauptbahnhof. Während der Fahrt wurden alle langsam munter und lernten sich besser kennen. In Berlin angekommen, haben wir uns mit einem Mittagessen gestärkt, bevor es weiter ging zu unserer Unterkunft, der Jugendherberge Berlin Ostkreuz. Hier eingecheckt, ging das Programm mit Kennenlernspielen und einem kniffligen Gruppenspiel los. Außerdem haben wir den Ablauf des Wochenendes und Organisatorisches besprochen. Nach dem Abendessen ging es raus in die Kälte um das wunderschöne Berlin zu entdecken, welches durch das 30-jährige Jubiläum des Mauerfalls festlich geschmückt ist. Mit einer Stadtführung aus der „Box“ haben wir Sehenswürdigkeiten und die Stadt angefangen zu besichtigen.  Morgen abend, geht es damit weiter. Nach einem langen und anstrengenden Tag, fallen nun alle müde ins Bett.

Tag 2: Auf Spurensuche im ehemaligen Ministerium für Staatsicherheit

Nach einer kurzen Nacht und einem super leckeren Frühstück ging es heute morgen zum alten Ministerium für Staatssicherheit. Hier wurden wir von Michael Bradler, einem Mann, der selber in der DDR groß geworden ist, herzlich empfangen. Er ging mit uns noch einmal kurz den zeitlichen Ablauf zwischen 1950 und 1990 durch und ordnete die Stasi mit uns dort ein. Danach führte er uns durch das Museum, welches im Haus 1 des alten Ministerium für Staatssicherheit untergebracht ist. Neben Fakten, Abhörmethoden, Techniken und Absicht der Stasi erzählte er uns im anschließenden Zeitzeugengespräch vieles über seine eigene Geschichte und zeigte uns seine eigene Stasiakte.

Nach so viel spannendem Input, haben wir den Kopf bei einer Runde Shopping am Alexanderplatz frei gemacht und zu Mittag gegessen. Anschließend ging es mit ein wenig Verwirrung was die öffentlichen Verkehrsmittel angeht nach Hohenschönhausen zum ehemaligen Stasigefängnis. Unsere Führung verschob sich ein wenig in den Abend hinein, da am Mittag das Gefängnis wegen dem Besuch des amerikanischen Außenministers für Besucher gesperrt war und verspätet wieder öffnete. Der Historiker Hanjost Dörken führte uns durch das ehemalige Gefängnis und erzählte uns viel über die Entwicklung des Ortes von einer Großküche, über ein Kellergefängnis und Speziallager Nr. 3 bis hin zum Untersuchungsgefängnis. Wir besichtigten die Zellen im Keller und im später erbauten Gebäude des Untersuchungsgefängnisses. Spannend war, dass nahezu alles in dem Gebäude original erhalten geblieben ist. Die Tapeten, der Boden und die Möbel katapultierten uns zurück in die Vergangenheit. Aufgrund Hanjosts lebendiger Erzählungen überzogen wir unseren Termin, sodass auf einmal das Licht im Gefängnis ausging und wir geschockt im dunkeln standen. Das war ein Moment, der einem einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Nachdem das Licht wieder angemacht wurde und wir unseren Rundgang beendet hatten, sind wir zurück zur Jugendherberge gefahren. Der Tag ging erlebnisreich und mit viel spannendem aber zugleich auch schockierendem Input zu Ende.

Tag 3: Wenn eine Mauer mitten durch eine Stadt verläuft

Aufgrund des Morgenimpulses „Kuhstall“, bei dem man sich auf Kommando zu neuen Ställen bzw. Kühen zusammenfinden muss, indem sich zwei Personen gegenüber stellen und ihre Arme zu einem Dach formen und eine Person  sich als Kuh in die Mitte stellt waren alle wach. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Checkpoint Charly, an dem der Timeride gelegen ist. Hier wurden wir zunächst in einen Raum, der von einer Mauer geteilt war hineingeführt. Dort lief ein kleiner Einstiegsfilm über West- und Ostberlin mit Videoaufnahmen der damaligen Zeit. Anschließend wurden uns 3 Zeitzeugen, welche von Schauspielern gesprochen und gespielt wurden, deren Geschichten aber wahr sind, per Video vorgestellt. Nun konnte jeder einzelne entscheiden, welcher Zeitzeuge die VR Tour nach Ostberlin kommentieren und so seine eigene Sicht auf das damalige Berlin erzählen sollte. Der nächste Raum war wie ein Bus gestaltet und man setzte die VR Brillen auf. Und schon ging es los. Der Film startete in Westberlin und man fuhr mit dem Bus über die Grenze am Checkpoint Charly nach Ostberlin rein bis hin zum Alexanderplatz. Während der Fahrt sah man, wie der Osten Berlins gestaltet war, welche Gebäude wie aussahen und vieles mehr. Das Feedback unserer Gruppe ist allerdings enttäuschend ausgefallen. Alle fanden die Idee super aber die Umsetzung riss einen nicht so in die damalige Zeit wie erhofft.

Nach dem Timeride hatten alle ein wenig Zeit zum Shoppen, Pause machen und wir trafen uns um 14 Uhr in der Jugendherberge zur Reflexion des bisherigen Wochenendes wieder. Das Resumee war eindeutig: Die meisten fanden das alte Stasigefängnis in Hohenschönhausen am eindrucksvollsten und spannensten. Das lag zum einen an dem großartigen Hanjost, welcher die Führung sehr emotional, authentisch und spannend gestaltet hat und zum anderen an der Tatsache, dass alles so original erhalten war. Dies zog einen mehr in die Zeit zurück als das Timeride.

Am Abend wollten wir zur großen Festivität am Brandenburger Tor, wo das 30-jährige Jubiläum des Mauerfalls gefeiert wurde. Leider war es so voll, dass wir nicht nah genug an das Veranstaltungsgelände heran gekommen sind um etwas mitzubekommen. Im Anschluss war die Abendgestaltung allen Teilnehmern freigestellt.

Tag 4: Checkponit Charly

Der vierte und letzte Tag begann mit einem leckeren Sonntagsfrühstück in der Jugendherberge. Nachdem alle Zimmer geräumt waren fuhren wir zum Hauptbahnhof um unser Gepäck für die spätere Abfahrt zu deponieren. Danach ging es zum Checkpoint Charly, bei dem sich das Mauerpanorama von Yadegar Asisi befindet. Der Künstler erstellt Panoramen zu verschiedensten Themen und in Berlin steht man auf der Westseite der Mauer und schaut in den Osten. Vor dem Panorama ist eine kleine Ausstellung mit Bildern aus der damaligen Zeit.

Anschließend haben wir uns die East Side Gallery angesehen, bei dem man die Größe der Mauer noch einmal live erleben konnte. Nach einer kurzen Verschnaufpause sind wir im Peter Pan essen gegangen um uns für die Rückfahrt zu stärken. Gesättigt ging es dann zurück zum Hauptbahnhof, an dem kurze Zeit später unser Zug richtig Heimat abfuhr. Um 21.45 Uhr erreichten wir ohne große Verspätung den Bahnhof in Greven.